Mit einem provokanten Kunstprojekt 'infiziert' der bekannte österreichische Aktions- und Konzeptkünstler Franz Wassermann vom 11.-24. November die bayerische Metropole.
Seit dem Start des Kunstprojektes vor vier Jahren - damals 'infizierte' Wassermann
nahezu alle Bundesländerstädte Österrreichs - sorgt die Aktion
- wo immer sie gerade läuft - für heftige Irritationen, zumal Wassermann
für seine Präsentation bewusst den öffentlichen Raum wählt.
Konkret zeigt der in Tirol lebende Künstler in Klarsichthüllen
eingeschweißte
Alltagsgegenstände von HIV-positiven bzw. an Aids erkrankten Münchnern.
Wie schon bei seinen früheren Aktionen arbeitete Wassermann auch in
München eng mit der Aidshilfe zusammen. Auf Vermittlung der Aidshilfe
hin stellten ihm Dutzende Betroffene Gegenstände aus ihrem Alltag (
beispielsweise Geldscheine, Kugelschreiber, Feuerzeuge ...) zur Verfügung.
Diese Alltagsobjekte werden von Wassermann in Klarsichthüllen eingeschweißt,
mit einer Zuwendungsaufforderung İ(wie halte mich, liebe mich, schlage mich,...)
versehen, mit dem in Tirols Kliniken üblichen grünen Signalpunkt
(Stigma!) markiert und gemeinsam mit dem Plakat "Barbie und Ken sind HIV-positiv"
im öffentlichen Raum montiert bzw. ausgestellt.
'Barbie und Ken sind HIV positiv' ist vom 11.-24. November auf dem Gelände
des KunstPark Ost zu sehen.
Eröffnet wird die Aktion von Kulturreferent Prof. Dr. Julian Nida -
Rümelin, der auch die Schirmherrschaft dafür übernommen hat,
am 11. November, 19.00 Uhr Vernissage in "Der Nachtkantine". Um die Aktion
zu unterstützen werden geile T-Shirts mit "Barbie und Ken sind HIV -
positiv" über www.mylivingroom.org bestellt werden können.
"Barbie und Ken sind HIV positiv"
Eine Aktion des Konzeptkünstlers Franz Wassermann
auf Einladung der Münchner AidsHilfe & in Zusammenarbeit mit dem
Kulturreferat der Landeshauptstadt München
vom 11.11. bis 24.11.2000, gesamte Gelände des KPO
Eröffnung in der Nachtkantine im KPO: 11.11.2000, 19.00 Uhr
Internetseite: http://www.mylivingroom.org
Es könnte fast eine von Medienrambos gemachte Schlagzeile sein: "Barbie und Ken sind HIV-positv". Dieses prototypische Puppenpaar unserer postindustriellen Gesellschaft - Ab- und Wunschbild eines gesunden, normalen, heterosexuellen Menschenpaars - groß, schlank, modisch, makel- aber auch geschlechtslos - ausgerechnet dieses in maßstabgerechter Verkleinerung modellierte Musterpaar sollte Aids haben?
Die Irritation ist berechtigt - und hat Methode. Denn "Barbie und Ken" sind
natürlich ebenso wenig HIV-positiv, wie in Klarsichthüllen eingeschweißte
Alltagsgegenstände von
HIV-positiven, bzw. an Aids erkrankten Menschen in irgendeiner Weise gefährlich
sprich ansteckend sein könnten. Trotzdem löst sowohl die Nachricht
von der Infizierung des
Ikonen-Paars Barbie und Ken als auch der in einer İKlarsichthülle eingeschweißte
Schnuller, die Zigarette oder der Geldschein instinktiv Angst und Abwehr
aus. Diese Angst und Abwehr vor Berührung, Nähe, Auseinandersetzung
bestimmen insgesamt den Diskurs um Aids.
Der Österreichische Künstler Franz Wassermann versucht in seiner
Arbeit eben jene individuellen und gesellschaftlichen Mechanismen offenzulegen,
die dazu führen, daß
HIV-infizierte Menschen von unserer Gesellschaft stigmatisiert und in der
Folge ausgestoßen werden. Mehr noch, er fordert sie heraus. Und sein
"künstlerischer" Hebel dafür ist das Paradoxon. In seinem Projekt
"Barbie und Ken sind HIV-positiv" setzt er den Hebel gleich
zweifach an. Einmal im Projekt = Plakat-Titel: denn Puppen können sich
nun mal nicht mit HIV infizieren. Zum Anderen bei der konkreten gestalterischen
Ausformulierung seiner Botschaft: denn in Klarsichthüllen eingeschweißte
Alltagsgegenstände von HIV-positiven bzw. Aids-kranken Menschen suggerieren
Gefahr, wo keine ist.
"Barbie und Ken sind HIV-positiv" ist als Projekt das Resultat einer intensiven Auseinandersetzung und Zusammenarbeit mit HIV-positiven und Aids-kranken Menschen, die dort leben, wo das Projekt stattfindet. Seit einem Jahr arbeit Franz Wassermann mit der Münchner Aidshilfe zusammen: für sein Projekt stellen ihm die Betroffenen Gegenstände aus ihrem Alltag (wie Geldscheine, Kugelschreiber, Feuerzeuge ...) zur Verfügung. Diese Alltagsobjekte wurden dann vom Künstler in Klarsichthüllen eingeschweißt, mit einer Zuwendungsaufforderung İ(wie halte mich, liebe mich, schlage mich,...) versehen, mit dem in Tirols Kliniken üblichen grünen Signalpunkt (Stigma!) markiert und gemeinsam mit dem Plakat "Barbie und Ken sind HIV-positiv" im öffentlichen Raum montiert bzw. ausgestellt.
1996 İİPremiere. 'Barbie und Ken sind HIV positiv' wird zeitgleich in Wien,
Linz, Graz, Salzburg,
1997 İİİMattel greift Internetseite - http://www.thing.at/thepoint des
Projektes an
1998 İİİPräsentation in London
1999 İİİBurghausen
2000 İİİMünchen
Michaela Strebl-Dreier
tel. 0049 8677-4240
mobil: 0049 177-229 14 76
email: mi.st3er@web.de
Franz.Wassermann@uibk.ac.at
tel/fax: 0043 512-58 06 06
mobil: 0043 664-798 50 05